Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten ist ein therapeutischer Vorgang.
Ein weiterer Begriff hat die Ausbildung mit dem Pferd im pädagogisch, sozialen, psychischen Bereich geprägt; er entstamt der Motopädagogik und führt zum Konzept der „Hippopädagogik“, entwickelt von der Diplom-Motologin Juliane Deppisch und nimmt Einfluss auf die Arbeit mit/auf dem Pferd auf der Basis von Bewegung und Wahrnehmung, Grundbedürfnisse des Menschen. Die Hippopädagogik nutzt die Bewegungen und alle Erfahrungen, die damit verinnerlicht werden, um die Handlungskompetenzen zu verbessern. Die hippopädagogische Begleitung ist gedacht für Menschen mit und ohne Behinderung, das heißt also ein pädagogischer Ansatz sowohl für den Reitunterricht als auch für die Reittherapie. Diese Begleitung setzt nicht an den Schwächen des Teilnehmers an, sondern an den Stärken.
Der Begriff „Hippopädagogik“ ist geschützt und beim Patentamt in München eingetragen.
Lerninhalte beider Bereiche, beschäftigen sich mit Körper- Material und Sozialerfahrung.
In diesem pädagogisch, sozialen Bereich wird das Pferd in den drei Gangarten, Schritt, Trab, Galopp bewegt. Zum Teil geht das Pferd an der Longe, zum Teil kann es von den Kindern oder Erwachsenen geführt werden.
Das heilpädagogische Voltigieren erstreckt sich über 1 ½ Stunde. Die Kinder putzen ihr Pferd zusammen, legen das Material auf und führen ihr Pferd abwechselnd eine Runde; hierbei entsteht ein intensiver Kontakt sowohl zu jedem Mitglied der Gruppe wie auch zum Pferd. Dann beginnt die eigentliche Stunde mit Voltigierübungen oder Spielen auf/mit dem Pferd.
Das Pferd bietet einen ganzheitlichen Therapieansatz im Sinne einer vielfältigen sensorischen Stimulierung aller Sinnesorgane
Was verstehen wir unter sensorischer Integration?
Die sensorische Integration ist ein Prozess innerhalb der normalen Entwicklung des Menschen.
Sie ist ein Vorgang der Anpassung des Gehirns an die Erfordernisse und basiert auf der Plastizität des Gehirns.
Die sensorische Integration ist die Zusammenstellung von Sinneswahrnehmungen für den Gebrauch, d.h. der Vorgang, durch den das Gehirn Informationen
- aufnimmt
- weiterleitet
- erkennt
- filtert
- deutet
- eingliedert
um darauf mit einer passenden „Handlung“ zu reagieren
Was bringt die heilpädagogische Therapie oder die hippopädagogische Arbeit mit/auf dem Pferd:
- Muskeltonusregulierung
- Schulung des Gleichgewichtssinns und der Gesamtkörperkoordination
- Schulung des Eigenwahrnehmungssystems
- Steigerung der Konzentration und Ausdauer
- Verbesserung von Bewegungsplanung, Handlungsplanung
- Verbesserung der räumlichen Orientierung
- Aufbau von Eigenaktivität
- Abbau von allgemeinen Ängsten
- Abbau von Berührungsängsten
- Aufbau von Beziehungsfähigkeit
- Aufbau von Vertrauen
- Verbesserung der Kommunikation
- Sprachanbahnung, Sprachförderung
- Schulung des Selbstbewusstseins, des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens
An wen richtet sich das heilpädagogische Voltigieren?
Starke Bewegungsunruhe mit einem Aufmerksamkeitsdefizit
- Kinder , die eher ruhig sind und ständig am Träumen sind
- Bewegungsverarmut, Bewegungsverlangsamung
- Kinder, die sehr angespannt sind, nicht entspannen können
- Kinder mit einer deutlichen Kraftminderung
- Deutliche Minderung der kognitiven Kapazitäten, Lernbehinderung
- Teilleistungsstörungen
- Störung der sensorischen Integration
- Gleichgewichts- und Koordinationsstörung
- Minimale geistige Behinderung
- Leichte Körperbehinderung
- Sinnesbehinderung
Welche Fachkräfte kümmern sich um den heilpädagogischen sowie hippopädagogischen Bereich?
- Lehrer
- Erzieher
- Heilpädagoge
- Psychologe
Mit einer Zusatzausbildung im heilpädagogischen Voltigieren bei international anerkannten Institutionen oder in der Hippopädagogik bei Juliane Deppisch im Allgäu